Leitzins bei 4,5 Prozent
EZB-Leitzins liegt jetzt bei 4,5% (Foto: Getty Image/Ktasimarr)

Überraschend kommt der Schritt nicht, die Meinungen, ob die Maßnahme richtig ist, gehen aber auseinander. Einerseits werden Folgen für die ohnehin schwächelnde Wirtschaft im Euroraum erwartet. Die Kreditzinsen steigen erneut, was Finanzierungen noch schwieriger macht. Es wird weniger investiert und die Prognosen zum Wirtschaftswachstum wieder nach unten korrigiert. Auf der anderen Seite muss etwas gegen die immer noch zu hohe Inflation gemacht werden. Im Euroschnitt liegt sie noch bei über fünf Prozent und damit weit weg vom EZB-Ziel von zwei Prozent. Grundsätzlich ist ein hoher Leitzins gut für Sparerinnen und Sparer und schlecht für Personen die variable Kredite haben oder in nächster Zeit einen Kredit aufnehmen wollen.

Was ist der Leitzins, und wer legt ihn fest?

Jener Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken Geld von der Zentralbank beziehungsweise der Notenbank Geld leihen, nennt man Leitzins. In der Euro-Zone wird dieser Leitzins von der Europäischen Zentralbank festgelegt. Die EZB versucht damit, die Preisentwicklung zu lenken, mit dem Ziel einer stabilen Inflationsrate von 2 Prozent. Bis dieses Niveau wieder erreicht wird, dauert aber noch. Wann es so weit ist, können derzeit auch Expertinnen und Experten nur schwer einschätzen.

Wie kann der Leitzins die Inflation beeinflussen?

Bei einem niedrigen Leitzins kann die Bank günstigere Konditionen für Kredite anbieten. Somit werden mehr Kredite genommen und die Sparzinsen sind weniger attraktiv. Insgesamt wird also weniger Geld auf die Seite gelegt, mehr ausgegeben und die Verbraucherpreise steigen. Jeder Euro ist damit weniger wert – diese „Entwertung“ nennt man Inflation. Bei hoher Inflation versucht die EZB deshalb mit hohen Leitzinsen entgegenzuwirken. Die Bevölkerung und Investoren sollen weniger Geld ausgeben, indem Kredite teurer werden. Gleichzeitig steigen die Sparzinsen, was zur Folge hat, dass weniger Geld im Umlauf ist. Der Euro ist wieder mehr wert – die Inflation sinkt.

Das Sparer-Dilemma

Durch den erhöhten Leitzins gibt es vergleichbar gute Konditionen für Geldanlageformen wie zum Beispiel Tages- oder Festgeld. Derzeit ist allerdings die Inflation deutlich höher als die Sparzinsen, wodurch das Geld an Wert verliert. Aber zumindest kann die Entwertung mit dem aktuellen Zinsniveau abgeschwächt werden. Eine Prognose, wie sich die Zinsen im Verhältnis zur Inflation in nächster Zeit entwickeln, ist schwierig. Einige Banken bieten Aktionen für neue Kundinnen und Kunden an, weshalb sich ein Vergleich der unterschiedlichen Angebote lohnt. 

Kredite sind teurer

Da die Banken selbst höhere Zinsen bezahlen, wenn sie sich Geld von der Zentralbank beziehungsweise der Notenbank Geld leihen, sind auch die Zinsen für Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer gestiegen. In Österreich ist das ein besonders großes Problem, weil überdurchschnittlich viele Menschen in der Vergangenheit variabel verzinste Kredite aufgenommen haben. Auch für neue Kredite ist der hohe Leitzins von Nachteil.